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Wenn Stabilität nur der Anfang ist – Warum Therapie manchmal schwerer wird, wenn es uns besser geht

 

Viele Menschen beginnen eine Therapie in einem Zustand der Krise. Die Welt brennt – innerlich wie äußerlich. Es geht ums Überleben: Panikattacken, Trennungen, Selbstzweifel, emotionale Not. In dieser Phase ist Therapie wie ein Feuerlöscher – sie hilft, akute Brände zu löschen, Stabilität zurückzugewinnen und wieder Luft zu bekommen.

Doch was passiert, wenn die Flammen kleiner werden?

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Therapie endet, sobald wir uns „besser“ fühlen. Doch genau hier beginnt oft die tiefere Arbeit. Denn erst, wenn der akute Stress nachlässt, entsteht Raum. Raum für Fragen, die vorher keinen Platz hatten:

  • Warum reagiere ich in bestimmten Situationen immer gleich?
  • Woher kommt mein Gefühl, nicht genug zu sein?
  • Welche inneren Überzeugungen steuern mein Verhalten?
  • Welche Muster habe ich aus meiner Kindheit übernommen?
  • Wer bin ich eigentlich jenseits von Funktionieren und Krisenbewältigung?
    .

Diese Phase der Therapie ist nicht weniger intensiv – im Gegenteil. Sie ist oft schmerzhafter, weil sie nicht mehr nur Symptome behandelt, sondern Wurzeln freilegt. Es geht nicht mehr um das „Feuer löschen“, sondern darum, das ganze Haus zu betrachten, das vielleicht schon lange an verschiedenen Stellen geschwelt hat. Und das braucht Mut.

Ein Klient sagte mir einmal: „Ich dachte, die Therapie würde leichter werden, wenn ich stabiler bin. Aber jetzt ist sie ehrlicher. Und ehrlicher heißt manchmal auch schwerer.“

Diese Ehrlichkeit ist der Schlüssel zur echten Veränderung. Denn nur wenn wir bereit sind, unsere inneren Räume zu betreten – auch die dunklen – können wir sie neu gestalten. Therapie wird dann nicht nur zur Hilfe in der Not, sondern zur Reise zu uns selbst.

Fazit:

Therapie ist nicht nur ein Werkzeug zur Krisenbewältigung. Sie ist ein Raum für Entwicklung, für Selbsterkenntnis, für Transformation.

Wenn du dich in deiner Therapie plötzlich mit tieferen Themen konfrontiert siehst – mit deiner Geschichte, deinen Mustern, deiner Identität – dann ist das kein Rückschritt. Es ist ein Zeichen dafür, dass du bereit bist, nicht nur zu überleben, sondern wirklich zu leben.

Und ja, manchmal fühlt sich eine Therapiestunde ein bisschen an wie ein Zahnarztbesuch: nicht unbedingt angenehm, aber notwendig. Du sitzt da, es wird gebohrt, du fragst dich, warum du dir das antust – aber danach ist der Schmerz weg, du kannst wieder lächeln, und du weißt: Gut, dass ich hingegangen bin!