Es ist das,
was Du daraus machst!

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Wie echte Optionen zu guten Entscheidungen führen

 

Mir fällt immer wieder auf, wie wichtig das Thema Akzeptanz ist. Nicht im Sinne von „So isses, da kannste nix machen!“ sondern vielmehr als Startpunkt für wichtige Entscheidungen. Nur wenn ich die Realität meines Lebens akzeptiere und Klarheit darüber gewinne, was einerseits meine Wünsche (Träume) sind, und was andererseits realistische Optionen sind, kann ich meine Handlungsspielräume erkennen.

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Wunschdenken versus echte Möglichkeiten

 

Wünsche sind wichtig. Sie zeigen uns, was wir uns tief im Inneren ersehnen. Sie geben uns Richtung, Motivation und manchmal auch Trost. Aber sie können uns auch in die Irre führen – besonders dann, wenn sie nicht mit der Wirklichkeit vereinbar sind.

Ein Beispiel: Eine Frau träumt davon, Schriftstellerin zu werden, lebt aber in einem sehr fordernden Familienalltag mit zwei kleinen Kindern und einem Vollzeitjob. Ihr Wunsch ist echt und wertvoll – aber die Vorstellung, morgen alles stehen und liegen zu lassen und sofort vom Schreiben zu leben, ist unrealistisch. Solange sie an diesem Traum festhält, kann sie keine gute Entscheidung treffen. Sie fühlt sich gefangen zwischen Sehnsucht und Pflicht.

 

Der Schlüssel: Akzeptanz dessen, was ist

 

Der Wendepunkt kommt, wenn wir beginnen, die Realität anzunehmen. Nicht als Einschränkung, sondern als Ausgangspunkt! Wenn wir erkennen, was tatsächlich möglich ist – in unserem Leben, mit unseren Ressourcen, in unserer aktuellen Situation – dann öffnen sich neue Wege.

Akzeptanz bedeutet nicht Resignation. Akzeptanz bedeutet Klarheit. Es bedeutet, die Augen zu öffnen für das, was wirklich da ist – und daraus das Beste zu machen.

In unserem Beispiel könnte die Frau sich fragen: Was ist jetzt realistisch? Vielleicht sind 30 Minuten Schreibzeit am Abend möglich. Vielleicht ein Wochenend-Workshop. Vielleicht ein Blog, den sie nebenbei startet. Das sind echte Optionen. Und wenn sie sich für eine davon entscheidet, fühlt sie sich nicht mehr zerrissen – sondern kraftvoll und selbstbestimmt.

 

Ein weiteres Beispiel

 

Ein besonders schmerzhaftes Beispiel für die Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität zeigt sich oft in der Beziehung zu den eigenen Eltern. Viele meiner Klientinnen und Klienten wünschen sich Nähe, echtes Interesse und ein liebevolles Miteinander – gerade, wenn sie selbst Eltern geworden sind. Sie hoffen, dass ihre eigenen Eltern sich für die Enkelkinder begeistern, Anteil nehmen, zuhören, sich einfühlen.

Doch häufig erfüllt sich dieser Wunsch nicht: Die Eltern wirken abwesend, erzählen immer wieder dieselben Geschichten aus der Vergangenheit, sprechen fast ausschließlich von sich selbst. Sie scheinen nicht wirklich wahrzunehmen, was ihre erwachsenen Kinder und die Enkelkinder bewegt. Manche leben – altersbedingt oder aus anderen Gründen – in einer eigenen Welt, in der sie kaum noch emotional erreichbar sind.

 

Was unerfüllbare Wünsche auslösen

 

Der Wunsch, von den eigenen Eltern gesehen und verstanden zu werden, ist tief und oft lebenslang präsent. Wenn dieser Wunsch nicht erfüllt wird, entsteht Schmerz. Und oft auch ein innerer Kampf: „Warum interessieren sie sich nicht für mich?“ – „Warum nehmen sie meine Kinder nicht so an, wie sie sind?“ – „Warum kann ich ihnen nicht verständlich machen, wie ich mich fühle?“

Solange dieser Wunsch dominiert, fällt es schwer, gute Entscheidungen zu treffen. Man versucht immer wieder, Gespräche zu führen, sich zu erklären, Nähe herzustellen – und erlebt dabei immer wieder Zurückweisungen und Enttäuschung.

Was diesen Wunsch so tief und oft auch so quälend macht, ist die Tatsache, dass diese Nähe in vielen Fällen auch früher schon nicht wirklich da war. Die Eltern waren schon früher emotional distanziert, wenig zugewandt oder nicht wirklich präsent. Der Wunsch nach Verbundenheit ist also kein neues Bedürfnis – sondern ein alter Schmerz, der durch die Geburt der eigenen Kinder neue Nahrung bekommt.

Zum einen entsteht die Hoffnung, dass die eigenen Kinder es besser haben sollen – dass sie die liebevolle Großelternbeziehung erleben dürfen, die man selbst nie hatte. Zum anderen steckt oft ein unbewusster Wunsch dahinter, die eigenen Wunden zu heilen: Wenn die Eltern sich nun liebevoll den Enkelkindern zuwenden, könnte das wie eine nachträgliche Heilung wirken – als ob das, was früher gefehlt hat, doch noch gut gemacht werden könnte.

Leider führt genau diese Hoffnung oft zu neuer Enttäuschung. Denn wenn die Eltern sich weiterhin abwenden, sich nur für sich selbst interessieren oder in ihrer eigenen Welt leben, wird nicht nur der aktuelle Wunsch enttäuscht – sondern auch der alte Schmerz erneut berührt.

Auch hier kommt der Wendepunkt, wenn wir beginnen, die Realität zu akzeptieren: Unsere Eltern können uns vielleicht nicht (mehr) so begegnen, wie wir es brauchen. Nicht unbedingt, weil sie uns nicht lieben – sondern weil sie emotional, kognitiv oder biografisch anders gestrickt sind. Vielleicht fehlt ihnen die Fähigkeit zur Empathie. Vielleicht sind sie mit sich selbst beschäftigt. Vielleicht haben sie nie gelernt, echte Nähe zuzulassen.

 

Der Weg zur Befreiung

 

Diese Erkenntnis tut weh – und gleichzeitig befreit sie uns. Denn sie eröffnet uns neue Optionen:

  • Statt immer wieder vergeblich zu versuchen, mich verständlich zu machen, kann ich entscheiden, meine Energie zu schützen.
  • Statt auf Nähe zu hoffen, kann ich kleine, konkrete Begegnungen gestalten, die mir guttun – ohne Erwartungen.
  • Statt mich unverstanden zu fühlen, kann ich mir selbst die Anerkennung geben, die ich brauche.

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Eine Klientin hat zum Beispiel entschieden, ihre Eltern nur noch in kurzen, klar strukturierten Besuchen zu sehen – ohne den Versuch, tiefere Gespräche zu führen. Sie bringt Fotos der Kinder mit, erzählt ein paar Anekdoten, hört sich die Geschichten der Eltern an – und geht wieder. Sie hat aufgehört, etwas zu erwarten, was nicht kommen wird. Und genau dadurch fühlt sie sich weniger verletzt und mehr in ihrer Kraft.

 

Die Realität anerkennen – und neue Optionen entdecken

 

Wenn wir unsere Wünsche mit der Realität abgleichen, passiert etwas Erstaunliches: Wir kommen in Bewegung. Wir treffen Entscheidungen, die tragfähig sind. Wir erleben Fortschritt statt Frustration.

Und oft – das ist das Schöne – führen diese kleinen, realistischen Schritte langfristig zu großen Veränderungen. Vielleicht wird aus dem Blog später ein Buch. Vielleicht entsteht aus dem Workshop ein neues berufliches Standbein. Aber der Weg beginnt mit dem, was jetzt möglich ist.

 

Drei Impulse für deinen Weg

 

  1. Unterscheide klar zwischen Wunsch und Option. Frag dich: Ist das, was ich mir vorstelle, jetzt umsetzbar? Wenn nicht – was wäre ein realistischer erster Schritt?
  2. Übe Akzeptanz. Nicht als Kapitulation, sondern als liebevolle Anerkennung deiner Lebensrealität. Sie ist der Boden, auf dem du wachsen kannst.
  3. Triff Entscheidungen aus der Klarheit heraus. Wenn du weißt, was möglich ist, kannst du wählen – bewusst, selbstbestimmt und mit gutem Gefühl.

 

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 Manchmal beginnt Heilung nicht mit dem, was wir bekommen

– sondern mit dem, was wir loslassen.

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